11. Juli 2011

10. Wandertag, Gondàn-Mondoñedo, 16,4km

Wir haben Zeit, also stehen wir heute erst jetzt um 06.30Uhr auf, obwohl mein Koerper automatisch schon um 06.00Uhr aufgewacht ist. Ich habe noch eine Weile aus dem Fenster den weidenen Kuehen zugesehen und bin dabei nocheinmal eingeschlafen. Aber insgesamt habe ich eig. schon seit langen ziemlich gut geschlafen. Als Georg sich endlich in dem Bett unter mir rueht und wir beide beschliessen aufzustehen, sind die Skandinavier schon fast weg und auch die Italiener kurz vor dem Aufbruch. Nur die beiden Deutschen, die heute eine Etappe von ueber 30km laufen wollten, liegen noch in ihren Betten. Als wir um 07.15Uhr schliesslich losgehen ist das Wetter diesig und bewoelkt. Vorsichtshalber habe ich meine Kamera, mit der ich im Moment sowieso keine Fotos machen kann, in der Plastiktuete gelassen und auch die Regenjacke greifbar verpackt. Georg gibt mir zum Fruehstueck das letzte Stueckchen Brot und eine kanarische Banane, die im matschigen Zustand-laut Georg- am Besten schmeckt. Ich lutsche das Bananenmus beim gehen. Da kommt uns der Schwede, der kleinste der Skandinavier, ploetzlich wieder entgegen, weil er sein Tshirt auf der Waescheleine vergessen hat. Georg beschreibt das Wetter personifizierend: es ist unentschieden und ueberlegt ob und wann und wie viel es regnen will und erklaert so diesen grau bewoelkten Himmel der uns seit Tagen ueberdacht. Wir gehen ziemlich langsam, trotzdem hat Georg mit seinem Ruecken bei den ersten Aufstiegen ziemliche Probleme. Insgesamt war der eg gepraegt von flacher Landschaft mit Kuhweiden und vielen kleinen Doerfern, die mir grau und trostlos erschienen- viele Haeuser waren verfallen oder verlassen. In einem Dorf mussten wir den Bach ueber eine provisorische Bruecke ueberqueren weil die alte kaputt und durch Bauarbeiten blockiert war. In Louzana fuehrt der Weg mitten durch die Stadt, durch schmale Gassen, ueber eine kleine steile Treppe und verschwindet dann im Wald wie in einem richtigen Mauseloch. Die Stadt gefaellt mir ueberhaupt nicht. Alles ist grau und heruntergekommen. Wir machen trotzdem kurz Pause und nehmen unseren Fruehstueckskaffe in einer Bar, die uns einen Stempel verspricht. Hinter dem Tresen steht ein Junge mit einsamen und gelangweilten Augen. Es ist erst kurz nach 09.00Uhr, aber der Fernseher laeuft schon. Ehe wir die Stadt durch das Maeuseloch verlassen, ueberqueren wir auf einer, mit vielen kleinen runden Steinen geflasterten Spitzbruecke den Fluss. Eine alte romanische Bruecke- wie mir Georg begeistert erzaehlt. Dannach beginnt ein anstrengender Anstieg ueber wenigstens 2km durch einen schoenen Eukalyptuswald. Es wird immer waermer. Die Sonne scheint nicht, trotzdem schwitze ich, und Georg und ich sind beide leicht gereizt. Endlich oben, folgt der unvermeidliche eben so lange Abstieg, der zwar nicht anstrengender fuer meine Fuesse, aber umso schmerzlicher fuer meine Zehen ist. Der Weg fuehrt ziemlich abenteuerlich ueber kleine Wege, die sich bei Regen in kaum passierbare Baeche verwandelt haetten. Schliesslich erreichen wir einen Waldweg, der beruhigend schoen ist und uns zu einem Dorf und mitten durch einen Bauernhof hindurch fuehrt. Auf der anderen Seite des Hofes entdecken wir mehere grosse Buesche mit wundervoll kraeftig gefaerbten Fuchsienblueten. Georg zeigt mir die Trockenhaeuser in Galizien, die sich hier Hórreos nennen, die anders als die Quadratischen in Asturien, langgezogen sind und in denen der Mais getrocknet wird. Wir durchqueren ein zweites Doerfchen, das noch verlassenen wirkt und halten auf einem kleinen Huegel. Hinter einer schoenen Kirche sehen wir bereits Mondoñedo, aber es dauert noch eine knappe Stunde, bis wir unsere Herberge erreichen. Den Schluessel muessen wir bei der Polizei abholen und als Pfand meinen Pilgerpass zurueck lassen. Die Herberge liegt direkt neben dem Gericht und ist super sauber. Wir sind wieder die Ersten und gehen als erstes in die Duschanlagen um unseren staubigen Schweiss abzuwaschen. Erst knapp 2Stunden spaeter kommt das aeltere italienische Paar an, das schon vor uns losgegangen war, und noch etwas spaeter trifft der deutsche Junge ein, mit dem wir in Piñera zu Abend gegessen hatten. Wir beschliessen uns die Stadt anzusehen und gehen durch die engen Gassen der Altstadt hinunter zu der beeindruckenden Kathedrale. Doch es ist noch Siesta und so warten wir bei einem Kaffee bis die Zeit vergeht. Uns fallen die vielen offenbar arbeitslosen jungen Maenner auf, die auf dem Platz herumsitzen und sich auf galizisch unterhalten- selbst Georg versteht kein Wort. Weil ich Lust auf ein Stueck Kuchen habe, gehen wir in eine Cafeteria und nehmen zum Kaffee eine Tarta Mondoñedo fuer- 8,40€!!!. Vor lauter Entruestung ueber diesen Preis, vergisst Georg beinahe seinen Regenschirm. Endlich oeffnet die Kathedrale. Sie ist dunkel bis finster, mit schlitzartigen Schiessschartenfenstern, aber mit einem schoenen runden Fenster mit bunt bemaltem Gras. Magoo experimentiert mit der Leistungsfaehigkeit ihrer Kamera und schafft trotz Dunkelheit absolut verblueffende Bilder. Ansonsten gibt es fuer den restlichen Tag nichts, was ich erwaehnen wollen wuerde.

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