16. Juli 2011

15. Wandertag: Miraz- Sobrado dos Monjes, 25,8km

Fruehstucke gibt es um 06.30Uhr und alle Pilger sollen spatestentes um 08.00Uhr das Haus verlassen. Also stehen wir um 06.00Uhr auf, der Rucksack wurde schon am Vorabend gepackt und ist in 15min fertig. Wir sind mit die Ersten die aufstehen, lassen uns dafuer aber mehr Zeit bei dem guten Fruehstueck. Es gibt frische Toasts, die fast eine Aehnlichkeit mit Brot haben, Magarine und koestliche Pflaumenmarmelade. Madalenas gibt es auch, doch die werden heimlich eingepackt und fuer die Wanderung gut verstaut. Kurz ehe wir gehen, fragt Georg den Englaender, der nachdenklich am Fenster steht, ob er wisse wie das Wetter werden wuerde und ob es weiterhin noch so regnerisch bleiben wuerde, wie in den vergangenen Tagen.
Englaender: It`s not rain, it`s just mist. I don`t know. Georg: I don`t know either. But I would like to know what you think about the weather. Englaender: I never think about the weather. It is like it is. Um 07.30Uhr gehen wir dann los, die Daenen, die Basken und die drei Italiener sind vor uns raus. Tatsaechlich nieselt es und es sieht so aus, als wuerde es den ganzen Tag so bleiben. Ich habe fast schon wieder schlechte Laune. Aber der Weg, der sich ueber riesige Granitplatten durch eine offene Heidelandschaft windet, und die vielen Regen-und Tautropfen, die wie Perlen auf den Graesern und Spinnennetzen alles mit einem maerchenhaften Glitzern verzieren, heitern mich auf. Fast 12km lang geht es jetzt immer bergauf. Die kurzen Unterbrechungen des Anstiegs lassen uns Atempausen in unserem angeregten Gespraech ueber neue Medien und nach fast 2Stunden und weiteren 10km kann ich nicht mehr. Es ist aber auch schwierig mit und gegen Georg zu diskutieren und argumentieren, denn er hat viel mehr Argumente und Stuetzen fuer seine Argumente, die es einem unmoeglich machen an seinem Standpunkt festzuhalten. Nachdem wir in einem kleinen Dorf erst den Basken begegnen, die in einer Blechbushaltestelle Pause machen, und dann die 3 Italiener ueberholen(von denen einer schon humpelt) stopfe ich mir nach dem Ortssausgangschild meine Kopfhoerer in die Ohren um meinen rauchenden Kopf abzuschalten. Ich renne mit Hilfe von Adele und so ueberholen wir in dem naechsten steilen Anstieg noch einen weiteren Pilger. Als ich nach ca. 4km dringend auf Klo muss, holt mich Georg ein und so ueberholen wir auf den letzten 3km gemeinsam alle anderen Pilger die noch vor uns waren. Unser Motto: Hinten sticht die Biene ! Auf diese Weise kommen wir schon nach 5Stunden und 15min im Kloster an. Hinter uns liegen 25,8km mit 750Hoehenmetern. Vor uns ragen die gigantischen Tuerme des Klosters in den Himmel. Dabei haetten wir gar nicht so rennen muessen, denn anders als der Reisefueher sagt, hat die Herberge des Klosters auch, unabhaengig von den Fiestazeiten die Tueren fuer die Pilger geoffnet. Georg hat den folgenden Besuch und den restlichen Tag im Kloster in seinem Reisetagebuch wie folgt beschrieben: Das Kloster, eine Zisterzienser-Gruendung aus dem 11.Jahrhundert, ist nach dem Kloster Oseiras, der fuer mich beeindruckenste Klosterkomplex, den ich kenne. Eine wunderschoene Granitarchitektur mit unglaublichen Details und Verziehrungen. Leider schon ziemlich verwahrlost mit Birken und Bueschen auf den Tuermen und Daechern. Ueberall ist Wasser in die Mauern eingedrungen und laesst sie Schimmeln. Wir sind hin-und hergerissen zwischen Bewunderung und Entruestung wegen dieser Vernachlaessigung eines so grossartigen kulturhistorischen Denkmals. Magoo macht dutzende Fotos. Ich versuche einen Moench wegen des Bauszustandes anzusprechen. Er meint, ich wolle etwas von ihm, wehrt dann alle Bedenken gleichgueltig und uninteressiert ab. Die Herberge laueft schnell voll. Wir haben noch gewaschen, hoffen beide aber sehr, dass wenigstens unsere Schuhe bis morgen noch trocknen, denn morgen geht es ueber 22,5km nach Arzùa auf den Camino Francès, und wie es da in den Herbergen aussieht, mag ich mir noch gar nicht vorstellen. Wir sind uns beide einig: Dieses Kloster muss man einfach sehen, aber die Herberge haette man sich schenken koennen. Sie ist unbequem, mit viel zu wenigen und zu kleinen Sanitaerraeumen, ohne Moeglichkeit zim Trocknen mit einer kleinen, unsauberen Kueche und nur 2 Gasflammenoefen- und das fuer 94 Betten. Im Laufe des Abends wurde es unglaublich voll, man konnte sich kaum noch bewegen. Aus lauter Frust sind wir noch einmal zum Essen gegangen, dass war aber auch nicht besser. Also habe ich mich ins Bett gelegt, die Ohren zu gestoepselt, mein Halstuch ueber die Augen gelegt und alles war weg.

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