18.Juli 2011

17. Wandertag, Arzùa- Pedrouzo, 19,6km

06.30: Aufgestanden und Fruehstueck
07.15: Losgegangen, es nieselt und der Regen drueckt auf meine Laune. Wir wollen heute nur nach Santa Eirene, 16,6km, damit wir nicht zu frueh in Santiago ankommen. Ich habe heute absolut keine Lust und als Georg mich dann immer wieder versucht zu ueberreden Fotos zu machen, streiten wir uns fast zum ersten Mal, doch Georg ist erfahren und bricht ab. Der Weg ist nicht sehr interessant und so habe ich noch ein Argument gegen Fotos. Ausserdem ist die Strasse stark befahren und der Wegwechsel von dem Camino Norte auf den Camino Frances wirkt sich aus. Die Anzahl der Pilger nimmt immer mehr zu und es kommt mir wie eine Massenveranstaltung vor. Ich merke wie ich immer schlechtere Laune bekomme und das Gefuehl habe, der alte Grundgedanke dieses Weges ist nun voellig verloren gegangen. Mitten im Wald steht ein Bewegungsmelder, der als wir an ihm vorbei gehen mit einer voll automatischen Reklame fuer ein Hospital vollquatscht. Die 2 Daeneninnen die auf diesem Stueckchen ganz kurz mit uns gehen, zucken erschrocken zurueck und wir muessen lachen. Kurz dannach taucht ein sehr junger Junge am Strassenrand auf, der als fliegender Haendler versucht uns Jakobsmuscheln aus Plastik zu verkaufen. Er tut mir Leid, doch sehe ich keinen Grund eine Solche mitzunehmen. Nach 2 Stunden machen wir in einer gemuetlichen Bar in einem Dorf Pause, wo wir zwei junge Frauen aus Barcelona treffen. Georg fragt nach einem Stempel und unterhaelt sich mit dem sympatischen Wirt. Er beschwerte sich, wie mit Georg nachher erzaehtl, dass er fuer die Pilger extra schon um 06.00Uhr den Laden aufgemacht hat, bis 09.30Uhr allerdings niemand seinen Laden betreten haette. Die meisten wuerden vorbei gehen und ueberhaupt duerfte der Weg gar nicht mehr Camino Frances heissen sondern muesste Camino Aleman (Deutsch) unbenannt werden. Die meisten Pilger, kaemen mit Abstand aus Deutschland und als ich dies verstand konnte ich zustimment nicken. Spaeter in der Herberge erklaert uns der Wirt, dass die Zahl der Pilger in diesem Jahr stark gesunken sei, wofuer er die Wirtschaftskriese verantwortlich machte. Um 11.40Uhr kommen wir an der Herberge von Santa Eirene- Georg erinnert sich in dieser Herberge mal uebernachtet zu haben und erzaehtl von einem franzoesischen Philosophen, der beim Versuch ueber den Bach zu springen, ausgerutscht ist und dem Georg einen trockenen Schlafanzug geliehen hat- der Philosoph bedankte sich mit einer Rezidation im Schlafanzug im Yogasitzt sitzend von alt franzoesischen Prosatexten. Die Herberge ist geschlossen und es gibt keinen Hinweis, wann sie wieder oeffnet. Doch wir sind auch viel zu frueh und so beschliessen wir nach einer Weile, weiterzu gehen. Wir ueberlegen, wo wir hin gehen koennten um nicht noch frueher anzukommen. Ich habe Bauchschmerzen und keine grosse Lust mehr. Der Sinn und das Abenteuer, ist fuer mich ganz verloren. Als wir in Pedrouzo, einer grauen verregneten Stadt mal wieder die Strasse ueberqueren muessen, sehen wir direkt vor dem Ortsschild eine Herberge und beschliessen dort zu bleiben. Wir sind natuerlich die Ersten und koennen uns das Bett aussuchen. Die Herberge ist neu renoviert, hat ca. 20 Betten in einem Raum mit komischen Licht. Die Sanitaeranlagen sind aber  ganz sauber und es gibt 2 PC`s mit Internetanschluss. Ausserdem ist keine 4 Schritte nebenan ein Restaurant in dem wir zur Staerkung erst einmal eine typische Kohlsuppe essen. Schon in der Herberge stehen 2 Rucksaecke, die von einem Taxi abgeliefert worden sind und nebenan in dem Restaurante in dem wir essen, zaehlt Georg empoert 15 Rucksaecke und erklaert, dass diese Pilgern gehoeren, die ihr Gepaeckt nicht tragen, sondern mit dem Taxi fahren lassen! Der restliche Tag ist nicht weiter erwaehnenswert. Georg loest Soduko und ich schreibe mein Reisetagebuch, als wir ueberraschend Joscha sehen, der gerade durch die Tuer kommt. Bis zum Abendessen aendert sich die Situation nicht gross. Das Abendessen wird beendet mit einem Gespraech zwischen Georg und Joscha ueber Schnaps, Wein und Sherry. So fragt Joscha nocheinmal nebenan bei den 5 Spaniern nach und die beiden bestellen einen spezifisch galizischen Schnaps. Orujo. Ich probiere auch einen Schluck und so gehen wir mit einem warmen Bauch und einem prickelden Kopf frueh ins Bett.

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